Mein Kommentar: Chance auf Zukunft

Mein Kommentar: Chance auf Zukunft

Kitaplätze sind rar, Fachpersonal fehlt, zu viele Kinder haben Sprachdefizite: Es sind herausfordernde Zeiten für Eltern, Erzieherinnen und Erzieher sowie Kitaträger. Alleine in den 43 Tübinger Kitas fehlen aktuell 55 Fachkräfte. Eltern müssen sich in Tübingen deshalb ab dem neuen Kindergartenjahr auf gekürzte Betreuungszeiten einstellen. Dabei leisten Kommunen auch bei uns viel, um den Fachkräftemangel und die besonderen Förderbedarfe aufzufangen.
Strukturellen Problemen können wir letztlich nur mit strukturellen Lösungen begegnen. Doch: Machen wir Abstriche beim Angebot, dem Betreuungsumfang, stellt das Berufstätige vor noch größere Herausforderungen und reißt an anderen Stellen neue Lücken beim Fachkräftebedarf. Erhöhen wir die Gruppengrößen, steigt die Arbeitsbelastung der Erzieherinnen und Erzieher und die Attraktivität des Berufsbilds sinkt. Sparen wir bei der Qualität geht das zu Lasten der Kinder.
Während die Bundesregierung Sprachkitas streicht und weiter über eine Kindergrundsicherung streitet, hat die CDU jetzt ihr „Kinderzukunftspaket“ vorgestellt, das alle Bereiche in den Blick nimmt: Aufmerksamkeit, Förderung und Teilhabe für Kinder – Verlässlichkeit, Qualität und Flexibilität für Eltern.
Die Familie ist der erste und wichtigste Ort, damit Kinder gut aufwachsen. Deshalb wollen wir Familien früh und durchgängig stärken, indem wir Leistungen in einem Kinderzukunftsgeld bündeln und Alleinerziehenden mit einem direkten Abzugsbetrag von der Steuerlast unter die Arme greifen. Für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollen Eltern angesparte Zeit in Familienzeitkonten nutzen, um ohne finanzielle Nachteile vorübergehend weniger arbeiten zu können. Für mehr Fachkräfte wollen wir angehenden Erzieherinnen und Erziehern schon in der praxisintegrierten Ausbildung ein Gehalt bezahlen und die Anerkennung von Abschlüssen für Quereinsteiger und ausländische Kräfte erleichtern.
Wenn Kinder in der Grundschule ihre Lehrkräfte nicht verstehen, dann bleibt vom Bildungsversprechen nicht viel übrig. Deshalb muss der Entwicklungsstand im Vorschulalter einheitlich ermitteln werden, um die richtigen Förderangebote zu machen. Das heißt auch: Verpflichtende Deutschkurse für all jene, die Sprachdefizite aufweisen. Starke Familien, frühe Hilfen und frühkindliche Bildung sind der Schlüssel – für eine echte Chance auf Zukunft.

Veröffentlicht im Schwäbischen Tagblatt am 23.06.2023.

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