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Mein Kommentar: Mehr Entschlossenheit

Mein Kommentar: Mehr Entschlossenheit

Noch acht Mal dürfen wir ein Türchen am Adventskalender öffnen, bis wir im Familienkreis zusammenkommen, Weihnachtslieder singen und mit Plätzchen, Würstchen und Kartoffelsalat den Heiligen Abend feiern. Weihnachten hat für mich eine besondere Bedeutung: Es ist die Zeit, auf das zu Ende gehende Jahr zu blicken und sich bewusst zu machen, was es ausmachte und was darin wirklich zählte.

In diesem Jahr fällt es mir nicht leicht, mich an liebgewonnenen Traditionen, Lichtern und Geschenken zu erfreuen. Der Krieg in der Ukraine trübt die ausgelassene Stimmung. Seine Folgen spüren auch wir hier: Angesichts eisiger Temperaturen blicken viele Menschen mit Sorge auf die hohe Inflation und die stark gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise. Es sind kräftezehrende Monate für unsere Gesellschaft und Wirtschaft. Dabei haben wir 2022 in der Hoffnung begonnen, nach zwei herausfordernden Pandemie-Jahren eine der einschneidensten Krisen in ihrer schlimmsten Phase überwunden zu haben.

In der Ukraine operieren Ärztinnen und Ärzte in diesen Tagen mit Handylicht, Familien harren in klirrender Kälte ohne Strom und Warmwasser in ihren Wohnungen aus. Für viele ist es das erste Weihnachten ohne ihre Männer, Väter und Brüder, die an der Front gegen die russischen Angriffe auf ihre Energieinfrastruktur kämpfen. Das Land ist dringend auf unsere Unterstützung angewiesen, um durch den Winter zu kommen. Zu oft war die Bundesregierung zu zögerlich, zu widersprüchlich – ich denke an die langwierigen Debatten um Waffenlieferungen, Entlastungspakete oder die angekündigte Zeitenwende, in der nun die Verteidigungsausgaben sogar noch sinken. Wir dürfen Moral und Pragmatismus nicht gegeneinander ausspielen, wollen wir uns in dieser konfliktiven internationalen Ordnung behaupten. Mehr Entschlossenheit wünsche ich mir auch mit Blick auf den Iran, wo das Mullah-Regime junge Menschen für ihren Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung auf brutalste Weise hinrichten lässt.

Für alle, die in diesem Jahr besonders unter Krieg und Gewalt leiden, bedeutet die Botschaft von Weihnachten daher mehr: Hoffnung und Zuversicht, dass am Ende Frieden und Gerechtigkeit über Tyrannei und Gewalt obsiegen. Lassen Sie uns dankbar auf das Gute hoffen und unsere Gegenwart mutig gestalten. Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für 2023.

Veröffentlicht im Schwäbischen Tagblatt am 16.12.2022.